In unserem Zeitalter intensiver ökologischer Ängste erzeugt Paulus‘ einfühlsame Darstellung der Schöpfung als leidendes Wesen, das sich nach Befreiung aus seiner Knechtschaft des Verderbens sehnt (Röm 8,19-22), offensichtlich Resonanz. Es ist ein bemerkenswertes Bild. In 3 Predigten (exegetische Quellen: Teil 1 Original A. Perriman | Teil 2 Original A. Perriman) habe ich dieses große Kapitel des Römerbriefs inspiriert von A. Perrimans großartiger Auslegung (einen Kurzüberblick findest du hier) selbst kreativ in 3 Predigten verwandelt.
Meine Schlüsselfrage: Wie hilft die Römer 8 unseren Apoklypsen? Mit Zittern & Zagen mutete ich meiner Gemeinde Anstrengendes zu. Die zweite Predigt mit Taufe, die letzte Predigt war dann sogar eine apokalyptische Hochzeitspredigt – also ein riesiger Spagat zwischen Glück und Graus. Der Ansatz der 3. Predigt war inspiriert von Hugo Bardis Kollaps-Theorie. Da meine Predigten mehr Spreche als Schreibe sind und gespickt mit anregenden Elementen, macht das alles lebendiger. Entscheide also selbst, welchen Zugang du zum Inhalt wählen willst: Video (Predigt) oder Blog-Text (trocken und weniger!) oder beides? Achtung, dies ist ein langer Post! Nimm dir ein paar ruhige Stündchen.
Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt und sich ängstet.(Römer 8, V.22)
Aber wie viel modernes theologisches Gewicht kann dies Bild der stöhnenden Schöpfung tragen? Kann es unsere prophetischer Antwort unterstützen, die meiner Meinung nach notwendig ist, um die Mission der Kirche zu untermauern, während wir in das Anthropozän eintreten? Ein tragisches Beispiel für die menschengemachte Übernahme, besser die Überwältigung der Schöpfung war für mich diese Meldung 2021:
Anthropozän löst das Holozän 11.700 Jahre Menschheitsgeschichte ab?
Im November 2021 wurde berichtet, dass Wissenschaftler des Weizmann-Instituts für Wissenschaften in Rehovot, Israel errechnet haben, dass bis zum Ende des Jahres 2021 das Gewicht der von Menschen hergestellten Produkte auf der Erde, Beton, Metall, Plastik und Textilien exponentiell wächst. Noch bis Ende des Jahres könnte sie die Masse aller Lebewesen auf Erden übersteigen.
1. Warum und worüber stöhnt und ängstet sich die Schöpfung aus Sicht des Paulus?
https://www.youtube.com/live/61eltoMRkjw?si=0UIm01Lm2JJj2ghf&t=1426Teil 1 zu Römer 8 (Start mit Predigt)
Die Erklärung in Römer 8 blickt sowohl vorwärts als auch rückwärts
- vorwärts auf die Offenbarung der Söhne Gottes und die Befreiung der Schöpfung aus der Sklaverei der Vergänglichkeit,
- rückwärts auf einen Moment, in dem die Schöpfung der Vergänglichkeit unterworfen war.
Nach gängigem Verständnis (seit den Kirchenvätern schon) ist die gesamte geschaffene Existenz in diese Spanne eingeschlossen. Prof Dunn, ein bekannter englischer Exeget, schreibt zum Beispiel:
„Bei all dem geht es um die Schöpfung als Ganzes und um die Erfüllung von Gottes ursprünglicher Absicht bei der Erschaffung des Kosmos“. Die Ursache für das Leiden der Schöpfung liegt in der Erbsünde Adams und Evas, die zum Eintritt des Todes in die Welt (vgl. Röm 5,12), zu Schmerzen bei der Geburt und zur Verfluchung des Erdbodens führte (Gen 3,16-19). Die zukünftige Vollendung ist das Ende aller Dinge und der Beginn einer neuen Schöpfung (vgl. Offb 21,1-8).Prof. Dunn
Und auch der deutsche Exeget Prof. U. Wilkens in seinem großen Römerbriefkommentar kommentiert identisch, auch wenn er einwendet, dass im Text das Subjekt der Unterwerfung gar nicht zu Adam passt, sondern eher Gott selbst ist, andere denken an Satan als Urheber alles Bösen.
Die Standardauslegung ist also gerne so verstanden worden, weil das unsere gesamte menschliche Erfahrung umfasst. Ich werde einen anderen Weg wählen. Dabei argumentiere ich, dass sie, wie viele theologische Auslegungen der Heiligen Schrift, zu viel auf einmal will. Bedenke immer, dass ich Paulus als Juden mit Messiasglauben verstehe statt als ersten großen Christen. Was Paulus vorbringt, ist keine universelle Botschaft — von Adam und Eva bis zum jüngsten Tag reichend—, sondern eine begrenzte Deutung seiner eigenen geschichtlichen Epoche über die „Unterwerfung der Schöpfung“ unter die “Vergeblichkeit“ des „griechischen“ Götzendienstes. Dies passt sowohl zu seiner Kritik am griechischen Götzendienst in Römer 1,18-32 und stimmt als auch mit der Paulus-Rede, die Lukas ihn in Athen halten lässt (Apg 17,22-31) überein.
Die Schöpfung seufzt und liegt in Wehklagen – und das kam so:
Irgendwann in der Vergangenheit wurde die Schöpfung „der Nichtigkeit/Vergänglichkeit (tēi… mataiotēti… hypetagē) unterworfen, nicht freiwillig, sondern wegen dessen, der sie in der Hoffnung unterworfen hat“. Deshalb „seufzt sie mit und leidet mit bis jetzt“ (Röm. 8,20, meine Übersetzung). Aber wenn dann (bald) die Leiden der verfolgten Apostel und Kirchen ein Ende haben, wird die Schöpfung „aus der Sklaverei des Verderbens/Vergänglichkeit (phthoras) befreit werden zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes“ (Röm 8,21-22).
Meditation: Unsere erste Resonanz „Ja, zur Zeit ist es schlimm…“
- Die drei K-Krise: Klima, Korona, Krieg in Europa: Schöpfungskrisen…
- Hoffnung ist in diesen Tagen Mangelware geworden
- ich habe Angst vor dem Zusammenbruch des bisher paradiesischen westlichen Lebens
- Vielleicht kommen wir mit einem blauen Auge davon, unsere Enkel eher nicht mehr
- Wie soll das jemals wieder sorgenfrei gut werden? Ich will nicht darüber nachdenken…
Ich verstehe gut, wenn wir um unserer psychischen Gesundheit willen am besten diese Schrecken verdrängen wollen. Nicht zu viel nachdenken…
Dann erlebte ich am Donnerstag den ukrainischen Chor auf dem Marktplatz und kann die Kriegsrealität nicht mehr verdrängen. Sie ist mitten in Lemgo und in Lippe mit über 1000 geflüchteten Frauen, Kindern, Großmüttern aus der Ukraine präsent. Durch Video verbunden.
Hilft es den Ukrainerin:nen heute, wenn Paulus frech behauptet: „Nicht ins Gewicht fallen die Leiden der gegenwärtigen Zeit gegenüber der bevorstehenden Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll.“
Ist das nicht haltlose Träumerei? In eine Zukunft die nie anbrechen wird? Zumindest erfahrungsgemäß. Seit 2000 Jahren warten wir auf die endgültige Wende. Umsonst. Umsonst? Oder haben wir was übersehen, die Werke Gottes verpasst?
Und wenn die Deutung stimmt: “Nach dem Tod wird alles besser werden“? Was machst du mit dem Vorwurf, das könnte auch nur eine Form glücklicher Verdrängung sein? Die Schöpfung leidet nach deinem individuellen Tod weiter und seufzt und stöhnt unter der Last der anderen noch lebenden Menschen.
Ich habe 3 Gegenargumente für ein (vielleicht kleines) Stimmungshoch
- Sie Zukunft ist und war immer offen. Wir können den Teufel an die Wand malen oder Wunschträume generieren. Es kommt anders.
- Jeder Krieg endet — irgendwann — und wenn es die Stunde NULL bedeutet. Ja wir Deutschen mussten die zu Recht durchlaufen.
- Hoffnung, die man sieht, ist keine Hoffnung. Doch die Hoffnung des Paulus u.a. ist Realitätsbezogen = auf die Kriege und Katastrophen der Menschen — keine Fluchten in private Traumwelten.
Zwei Texte helfen uns zu verstehen, wie Paulus zu seinen Schlussfolgerungen in Kap. 8 kam, die aus Schriften stammt, die zweifellos seine Gedanken im Römerbrief beeinflusst haben. Der erste Text ist Jesaja 24, der zweite ist Salomos Weisheit 14.
Kliffhänger: Die Wiederversklavung der Schöpfung in der modernen Welt seit 1850
Noch einmal zu den Wissenschaftler des Weizmann-Instituts für Wissenschaften in Rehovot, Israel, die errechnet haben, dass bis zum Ende des Jahres 2021 das Gewicht der von Menschen hergestellten Produkte auf der Erde das Gewicht der Lebewesen übersteigen wird.
Wurde die Schöpfung aus ihrer Knechtschaft gegenüber dem griechischen Götzendienst befreit, als die Völker der griechisch-römischen Welt Jesus als Herrn bekannten, so wurde sie in den letzten paar hundert Jahren wieder unterjocht und gegen ihren Willen gezwungen, den monströsen Appetit der modernen, globalen Konsumgesellschaft zu stillen.
Aber vielleicht stöhnt sie nicht nur mit den prophetischen Gemeinschaften – wie Fridays for Future z.B.— , die sich eine bessere Welt wünschen. Neu ist: Sie könnte sich darauf vorbereiten, zurückzuschlagen. Jetzt müssen wir ein neues Kapitel 8 schreiben, um unsere Hoffnung überzeugend zu formulieren. Nächsten Sonntag nehme ich noch einmal Anlauf. Teil 2 Römer 8. Christliche Hoffnung im Anthropozän.
Mein 2. Durchgang durch Römer 8, 17ff
https://youtube.com/live/JA8unU0vfKg?feature=shareTeil 2 Predigt zu Römer 8 (Start mit Lied vor der Predigt)
Original: A. Perriman
Propheten sind Menschen, die der Wirklichkeit furchtlos ins Gesicht schauen. Mit Hoffnung die Apokalypsen, das Chaos ansehen und mit Gott zusammenbringen.
In unserem Zeitalter intensiver ökologischer Ängste erzeugt Paulus‘ einfühlsam ein zu Herzen gehendes Bild der Schöpfung als leidendes Wesen, das sich nach Befreiung aus seiner Knechtschaft des Verderbens sehnt (Röm 8,19-22), offensichtlich Resonanz. Es ist das bemerkenswerte Wort:
Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt und sich ängstet. (V.22) …Denn die Schöpfung wartet sehnsüchtig auf die Offenbarung der Söhne Gottes… Röm 8, 22
Ich hatte im ersten Teil mich gefragt:
Warum und worüber stöhnt und ängstet sich die Schöpfung aus Sicht des Paulus?
Paulus liest als Jude mit frischem Messiasglauben. Eine Frage treibt ihn um: Was tut Gott in meiner geschichtlichen Epoche? Und er aktualisiert die Idee des Propheten Jesaja über die „Unterwerfung der Schöpfung“ für seine Zeit: Schuld ist die „Vergeblichkeit“ des „griechischen“ Götzendienstes. Dies passt sowohl zu seiner Kritik am griechischen Götzendienst in Römer 1,18-32 und stimmt als auch mit der Paulus-Rede, die Lukas ihn in Athen halten lässt (Apg 17,22-31) überein.
Jetzt muss ich kurz mit euch in 3 alte Texte eintauchen: diese Texte helfen uns zu verstehen, wie Paulus zu seinen Schlussfolgerungen kam. Schriften, die zweifellos seine Gedanken im Römerbrief beeinflusst haben. Für uns klingen sehr herausfordernd: Jesaja 24 ist eine Gerichtsverkündigung mit dem Motto:
1. Der Gott JHWE macht die Welt kaputt
Jesaja 24 ist eine Gerichtsankündigung, die sich wahrscheinlich eher gegen das „Land“ Israel und seine Umgebung als gegen die ganze „Erde“ richtet, aber das macht hier keinen großen Unterschied.
Die Logik kennt ihr:
Die Bewohner des Landes, vom Größten bis zum Kleinsten, vom Priester bis zum Sklaven, haben „das Gesetz übertreten und die Ordnungen – einen ewigen Bund – verändert und übertreten (Jes 24,5 LXX). Die Art diese Sünde zu beschreiben, deutet stark darauf hin, dass der Text in erster Linie Israel im Blick hat.
Deshalb „verdirbt (kataphtheirei) der Herr die bewohnte Welt (oikoumenē) und:: macht sie wüst“:: (Jes 24,1 LXX). Das Land wird „verderbt“ (phthorai phtharēsetai) und „geplündert“ (Jes 24,3 LXX). Ein „Fluch wird das Land verschlingen“ (Jes 24,6 LXX). Es handelt sich also um eine Veränderung der Schöpfung, die ::mitten in der Geschichte Israels:: stattgefunden hat, ::nicht am Ur-Anfang der Geschichte: Früher gab es eine natürliche und soziale Blüte; jetztsind die Weinberge verwüstet, die Straßen sind still, die Städte sind verödet (Jes 24,7-13 LXX). Deshalb „trauert“ (epenthēsen) das Land, und der Weinstock „trauert“ (penthēsei) (Jes 24,4.7 LXX). Das Land trauert über die Ungerechtigkeit, die ihm angetan wurde, und über seine Verstrickung in das Schicksal der Menschen.
Aha: In der Tat spiegelt die Erfahrung des Landes die Erfahrung seiner Bewohner wider:
Das Land trauerte und die „Erhabenen des Landes trauerten“; das Land verhielt sich „gesetzlos“ (gegen die Regeln Gottes) (ēnomēsen), weil seine Bewohner das Gesetz übertraten; der Weinstock wird trauern, und „alle, die sich in ihrer Seele freuen, werden seufzen (stenaxousin)“ (Jes 24,7 LXX).
Das Orakel Jesajas schließt mit der Feststellung, dass der Herr am Ende („Zu der Zeit“) sowohl die Heerscharen des Himmels als auch die Könige des Landes bestrafen wird. Er wird in Zion herrschen, „und vor den Ältesten wird er verherrlicht werden“ (Jes 24,21-23).
Wenn Jesaja 24 ein Orakel über das „Land“ = Israel ist, dann weitet Paulus in seiner Aneignung dieser prophetischen VISION in Römer 8,19-22 den Geltungsbereich aus auf das römische Imperium. Aber die Grundform seiner Argumente ist dieselbe:
- Gott unterwirft, das Land dem Verderben (phthora);
- die Trauer oder das Seufzen des Landes;
- die enge Parallele zwischen der Erfahrung des Landes und der Erfahrung der Menschen, die auf ihm leben, obwohl Paulus‘ Interesse eher der Hoffnung der Gerechten als der Gesetzlosigkeit der Ungerechten gilt;
- und ein Endszenario, in dem der Herr regiert und unter den Ältesten Judas verherrlicht wird, so wie bei Paulus die „Söhne Gottes“ in der Gegenwart Christi verherrlicht sein werden.
Lasst uns nun schauen, wie Paulus seine Perspektive über Jesajas ausweitet:
2. Wie hängen Götzendienst und das Verderben des Lebens zusammen?
Sein Begründung zum „Verderben der griechischen Zivilisation in Römer 1,18-32 spiegelt mehrere Themen der üblichen hellenistisch-jüdischen Kritik an der heidnischen Religion wider.
Ein Zeitgenosse, der Autor der Sibyllinischen Orakel, Buch 3, sagt zum Beispiel, dass der ::Götzendienst vor 1500 Jahren von den griechischen Königen in die Welt gebracht wurde, was zu eitlem Denken (ta mataia phronein) führte. Aber der Zorn Gottes wird über sie kommen, und sie werden „mächtig seufzen (stenaxousai) und ihre Hände zum weiten Himmel ausstrecken und beginnen, den großen König als Beschützer anzurufen und zu suchen, der ein Erlöser von großem Zorn sein wird“ (Sib. Or. 3:551-561).
In ähnlicher Weise lesen wir in der Weisheit Salomos Kap. 14 von der bevorstehenden „Heimsuchung“ des göttlichen Gerichts über die Götzen der Völker. Die Götzen als materielle Gegenstände sind „Teil der göttlichen Schöpfung“ (en kismati theou), aber ihre Erfindung war „der Anfang der Unzucht, und ihre Entdeckung die Verderbnis (phthora) des Lebens“ (Weish 14,11-12).
Also: Die Schöpfungsordnung wurde von den heidnischen Völkern ignoriert, und das Ergebnis ist gesellschaftliches Verderben.
3. Die „Gute Nachricht“: Es gibt ein Ende der Versklavung der Schöpfung, wenn die Korruption durch Götzendienst aufhört
Paulus stützt sich in den ersten beiden Kapiteln des Römerbriefs eindeutig auf diese Analysen oder etwas sehr Ähnliches. Der Zorn Gottes wurde – und wird – gegen die griechische Welt offenbart, weil sie die ::unsichtbare Macht des lebendigen Schöpfergottes nicht anerkannte, sondern „verblendet ::“ (emataiōthēsan) in ihrem Denken wurde und „das Geschöpf anstelle des Schöpfers anbetete und ihm diente“ (Röm. 1:18-23, 25; 2:9-10).
Ich nehme mal stark an, dass Paulus diese seine starke Eingangsthese noch im Hinterkopf hat, wenn er zu Kapitel 8 kommt. So gibt es gute Gründe, das Argument über die Unterwerfung der Schöpfung unter die Vergeblichkeit und ihre Versklavung durch das Verderben mit der verbreiteten jüdischen Erzählung vom fürchterlichen griechischen Götzendienst und einem deshalb bevorstehenden göttlichen Gericht zu verbinden.
Die allgemeine Unterwerfung der Schöpfung unter die ::Vergänglichkeit / Vergeblichkeit (auch eine Übersetzungsmöglichkeit):: oder Eitelkeit oder Nichtigkeit/Sinnlosigkeit ist für Paulus also eine Folge der Tatsache, dass die physischen Materialien der Schöpfung Gottes in den Dienst der heidnischen Religion gestellt wurden. Sehr konkret: Gold, Silber und Stein (vgl. Apg 17,29) wollen nicht dem Götzendienst dienen; sie sind gegen ihren Willen einbezogen worden (hekousa). Da der Götzendienst zur „Verderbnis des Lebens“ führt, ist dies eine „Knechtschaft der Verderbnis“ (tēs douleias tēs phthoras). Darum lese ich V. 20ff also mit dieser Brille so:
Denn die Schöpfung wartet sehnsüchtig auf die Offenbarung der Söhne Gottes (denn die Schöpfung war der Vergänglichkeit unterworfen, nicht freiwillig, sondern um des Griechen = des Unterwerfenden willen) in der Hoffnung, dass die Schöpfung selbst aus der Sklaverei des Verderbens befreit wird zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes. (Röm. 1, 20-21, eigene Übersetzung)
Was haben wir aus diesem Ausflug in alte Texte gelernt?
- In der Logik der apostolischen Mission im römischen Reich des Paulus hat also der grundlegende „Irrtum“ (vgl. Röm 1,27) der Griechen/Römer bei der Herstellung und Verehrung von Bildern dazu geführt, dass die Schöpfung der sinnlosen Praxis des Götzendienstes unterworfen wurde; sie wurde in die Knechtschaft eines religiösen Systems gezwungen,** das das Leben** in der in Römer 1,24-31 beschriebenen Weise verdirbt.
- Deshalb wartet die Schöpfung also sehnsüchtig auf die Offenbarung der Söhne Gottes am Tag des Herrn:Und dies ist der Tag, an dem die Völker der oikoumenē wegen Jesus ihre Götzen massenhaft aufgeben und endlich den „unsterblichen Gott“ anbeten. Dann wird die Schöpfung nicht länger der sinnlosen Produktion von „Bildern, die sterblichen Menschen und Vögeln und Tieren und Kriechtieren gleichen“, unterworfen sein, sondern wird befreit sein, um das zu sein, was sie nach dem Willen des Schöpfers immer sein sollte – ein Zeichen oder Beweis für „seine unsichtbaren Eigenschaften, nämlich seine ewige Macht und sein göttliches Wesen“ (Röm 1, 20-23).
- Die zukünftige Erfüllung bedeutet für Paulus und seine Nachfolger:innen nicht nur die Errichtung der Herrschaft Christi über die Völker und die Rechtfertigung seiner Nachfolger:innen. Sondern auch damit die Befreiung der Schöpfung von ihrer Verstrickung in die verderbliche Praxis der Götzenanbetung.
Das ist wahr geworden, für uns lehrreiche Vergangenheit: nämlich
- Geschichte geworden 313 n. Chr. mit der Bekehrung von Kaiser Konstantin und
- der politisch-religiösen Wende des tyrannischen römischen Reiches zum Christengott,
- somit auch das Ende des „griechischen“ Götzendienstes
- und 381 n. Chr. alle heidnischen Kulte im gesamten röm. Reich werden verboten.
Unsere Aufgabe: Römer 8 für das 21. Jh schreiben: Welche Hoffnung machen wir uns? Wo wir mit einer „Story der Wiederversklavung der Schöpfung“ in der modernen Welt seit 1760 rechnen müssen?
Mission der Kirche
1760 startet mit der Erfindung der Dampfmaschine/Eisenbahn das Industriezeitalter, 1850 in Deutschland…
Wurde die Schöpfung aus ihrer Knechtschaft gegenüber dem griechischen Götzendienst seit 313 n. Chr. befreit, als die Völker der griechisch-römischen Welt Jesus als Herrn bekannten, so wurde sie in den letzten zweihundert Jahren wieder unterjocht und gegen ihren Willen gezwungen, den monströsen Appetit der modernen, globalen Konsumgesellschaft zu stillen. Die Passage in Römer 8 ist also weniger nützlich für ein direktes modernes postkoloniales, ökoprophetisches Programm, als wir vielleicht gehofft hatten. Die Argumentation des Paulus hat ihren eigenen engen historischen Kontext, und ich denke, dass sie in diesem Kontext sehr sinnvoll ist und uns Mut macht, unsere Hoffnung zu formulieren.
Vielleicht stöhnt die Schöpfung heute nicht nur mit den prophetischen Gemeinschaften – wie Fridays for Future z.B.— , die sich eine bessere Welt wünschen. Ein neues Kapitel 8 sagt wohl heute: Die Erde könnte sich darauf vorbereiten, zurückzuschlagen.
Darum lasst uns ein neues Kapitel 8 der Hoffnung schreiben, um für das 21. Jh. genau so überzeugend gute Aussichten zu formulieren wie es Paulus für seine Nahzukunft in seiner Zeit tat. Hoffnung braucht konkrete Perspektiven für heute und morgen, wenn sie uns begeistern soll.
Im nächsten Abschnitt nehme ich noch einmal Anlauf. Teil 3 zu Römer 8. Christliche Hoffnung im Anthropozän. Mein Teaser dazu:
- Wie durch ein Wunder wird die Weltgemeinschaft von den neuen Götzen des Mammons, das moderne globale Geldsystem und der fossilen Verbrennungswirtschaft befreit und eine neue Epoche, ein ökologischen Zeitalter, bricht an.
- Wenn Gott seine weltweite Kirche zusammen mit den außerkirchlichen Propheten zuerst zur radikalen Umsetzung dieser Vision befreit und sie auch bereit macht, als „Spinner“, „Träumer“ und evt. als „Märtyrer dieser Vision“ aufzufallen,
- dann bekommen das System den nötigen Schub, dass eine Wende politisch-wirtschaftlich konkret in Gang kommt.
Mein zitternder 3. Schritt: Römer 8, 17ff nun für unsere Epoche zuzuspitzen:
Der 3. Teil der Predigtreihe zu Röm. 8, 17ff (Start mit Ende der Trauhandlung vor der Predigt)
Welche Hoffnung oder wieviel gibt es mitten in unserer aktuellen „Story der Wiederversklavung der Schöpfung“ in der modernen Welt ?
Seit 1760 (mit Erfindung der Dampfmaschine startete langsam das Industriezeitalter der Menschheit, das uns seit gut 100 Jahren das Klimadilemma beschert hat – neben vielem äußerst Guten, das wir leben und nicht mehr missen wollen.
Wir wissen gemeinsam: Die Schöpfung wurde in den letzten zweihundert Jahren also wieder neu unterjocht und gegen ihren Willen gezwungen, den monströsen Appetit der modernen, globalen Konsumgesellschaft zu stillen. Das sind wir und unser Wohlstand. Unser Leben.
Und: Wir nehmen erschrocken wahr: Heutestöhnt die Schöpfung nicht nur: Die Erde, das Klima scheint sich gerade vorzubereiten, zurückzuschlagen.
Ich muss also die Frage zuspitzen: Wie sieht eine ehrliche = realitätsgerechte christliche Hoffnung im Anthropozän mitten durch den Kollaps / den Zusammenbruch unserer heute so normalen und geliebten Systeme hindurch aus?
Realitätsliebe ist das Wort von UN-Generalsekretär Guterres im Dezember 2020:
Wir sind dabei, kollektiven Selbstmord zu begehen!
Ich gehe jetzt mit euch 3 Schritte und eine Schlussfolgerung:
1. Was meine ich mit Kollaps?
2. Welche Reaktion zwischen Verleugnung und Akzeptieren haben wir?
3. Gibt es einen Verhandlungsspielraum?
4. Wie sieht Hoffnung für das Jahr 2122 aus? (Meine Regnose)
1. Definition: KOLLAPS ist KEIN Systemfehler, Er ist EINE natürliche EIGENSCHAFT komplexer Systeme.f
Demnach sind allen Zusammenbrüchen bestimmte Eigenschaften gemeinsam. Ohne Ausnahmen.
Es sind stets kollektive Phänomene,
das heißt, sie treten nur in sogenannten komplexen Systemen auf,
also in Netzstrukturen aus »Knoten«, die durch Verknüpfungen miteinander verbunden sind.
Ein Kollaps ist die rasche Umstrukturierung einer großen Zahl solcher Verknüpfungen, unter Umständen auch ihr Zusammenbruch und Verschwinden. Bei allem, was zusammenbricht (Alltagsgegenstände, Türme, Flugzeuge, Ökosysteme, Unternehmen, Imperien, Kirchen und Ähnliches), handelt es sich also stets um Netzwerke.
- Die Knoten können Atome sein und die Verknüpfungen zwischen ihnen chemische Verbindungen. So ist es etwa bei Festkörpern.
- In manchen Fällen sind die physikalischen Verbindungen zwischen den Elementen künstliche Strukturen und somit ein Studienobjekt für Ingenieure.
- Und manchmal sind die Knoten Menschen oder gesellschaftliche Gruppen, deren Verbindungen im Internet zu finden sind oder sich in persönlicher Kommunikation manifestieren,
- vielleicht auch in Wechselkursen. Dies ist das Forschungsgebiet der Sozialwissenschaften, der Ökonomie und der Geschichte.
All diese Systeme haben vieles gemeinsam, vor allem ein nichtlineares Verhalten, das heißt, sie reagieren nicht proportional zur Stärke einer Störung von außen Wenn ein System eine Störung von außen verstärkt, spricht man von einer »sich selbst verstärkenden« oder »positiven« Rückkopplung, hingegen von einer »dämpfenden«, »stabilisierenden« oder »negativen« Rückkopplung, wenn das System die Störung eindämmt und größtenteils ignoriert.
Wie es heißt, ist bei einem komplexen System immer mit einem »Rückschlag« (»Kick back«) zu rechnen, manchmal erfolgt so ein Rückschlag überraschend heftig und gelegentlich erscheint er einfach chaotisch.
Die Tendenz komplexer Systeme zum Zusammenbruch lässt sich unter anderem unter dem Aspekt der »Kipppunkte« betrachten. Der Begriff verweist darauf, dass ein Kollaps kein sanfter Übergang ist, sondern eine drastische Veränderung, die das System von einem Zustand in einen anderen überführt, wobei es kurzzeitig einen instabilen Zustand durchläuft.
Je mehr Widerstand man gegen eine Veränderung leistet, desto mehr schlägt diese Veränderung zurück und überwindet schließlich diesen Widerstand. Und oft geschieht dies plötzlich.
2. Klimagefühle: Reaktionen der Menschen
Ein „neues Buch mit Titel: Klimagefühle
Wie wir an der Umweltkrise wachsen, statt zu verzweifeln will helfen.
„Wir alle verdrängen täglich die Klimakrise. Oder vielmehr: die damit verbundenen Gefühle“, wissen die beiden Gründerinnen der „Psychologists for Future“ Lea Dohm und Mareike Schulze. Und die Verdrängung von starken Gefühlen wie etwa Angst, Trauer und Wut ist bis zu einem gewissen Grad sogar notwendig, denn die unmittelbaren Folgen der Klimakrise sind bedrohlich und erschütternd. Sie stellen unser gesamtes Leben in Frage und tangieren so in hohem Maße unser Sicherheitsgefühl. Die Sorge ums Klima schlägt uns mit aller Gewalt auf die Psyche; sie lähmt, frustriert und „raubt“ uns unsere wichtigen emotionalen Kapazitäten. Wir wissen, wir müssten uns im Kampf gegen die Klimakrise mehr engagieren, und kämpfen mit Schuldgefühlen. Wir werden aktiv und sind frustriert, weil unser Einsatz – wie so oft – am Ende nichts verändert. Und die Krise schreitet weiter voran.
Inzwischen sehen sich viele Menschen mit starken Gefühlen wie der Klima-Angst, aber auch mit Wut, Frust, Hoffnungslosigkeit und Trauer ums Klima konfrontiert. Sie fühlen sich hilflos und überfordert. Nicht wenige haben solche Angst vor der Zukunft, dass sie keine Kinder mehr bekommen wollen. Wie man diese Menschen beruhigt, sie auffängt und welche Ratschläge man ihnen am besten an die Hand gibt, wissen die beiden Psychotherapeutinnen und Gründerinnen der „Psychologists for Future“. In ihrem fundierten und praxisnahen Ratgeber teilen sie ihre Strategien für einen gesunden Umgang mit den eigenen Klima-Gefühlen und zeigen, wie man trotz Klimakrise psychisch gesund bleibt. Weil wir die Erde nur dann retten können, wenn es uns selbst gut geht!
Lehrer der stoischen Schule in Paulus Zeit sagen: »Wir müssen die Dinge, die in unserer Macht stehen, möglichst gut einrichten, alles andere aber so nehmen, wie es kommt.« Daraus folgt, dass man den Kollaps umgehen oder zumindest die Folgen eines Kollaps abmildern kann, sofern man die Veränderung akzeptiert, statt gegen sie anzugehen. Es bedeutet— Ich übersetze mal theologisch: Versuche nicht, Gottes Gericht zu bekämpfen. Es wird dann nur schlimmer. Uns bleibt nur: Nehmen wir es an! Wir neigen dem Gegenteil zu:
Verleugnung: Ihre vielen Gesichter
Die Politik (Teile der Politik?) beispielsweise scheint jeden Versuch aufgegeben zu haben, sich Veränderungen anzupassen, und greift stattdessen zu groben, schlagkräftigen Parolen, die eine unmögliche Rückkehr in die frühere Zeit der Prosperität versprechen (etwa »Amerika wieder groß zu machen«).
Die Gaskrise scheint zu kommen, wir werden uns anpassen, also frieren und warm anziehen.
Die Hungerkrise zeichnet sich ab. Wir werden uns anpassen, also viele sterben lassen. Natürlich kommen wir nicht auf die Idee, in diesem Jahr Millionen von Schweinen und Kühen abzuschaffen und die nächste Saat Brot-Weizen statt Futterweizen zu sähen und den Hungernden zu geben. Und fleischlose Küche lernen. Keine Idee.)
Menschen unternehmen oft enorme Anstrengungen, um Beziehungen zusammenzuhalten, die sie lieber ausklingen lassen sollten.
Auch klammern wir uns hartnäckig an unseren Arbeitsplatz, obwohl wir ihn vielleicht hassen und sogar erkannt haben, dass wir uns einen neuen suchen sollten.
In der Technik investiert man viel Energie in die Entwicklung von Methoden, um alte Erfindungen weiter nutzen zu können – zum Beispiel (Privat-)Automobile –, die wir wahrscheinlich besser abschaffen sollten.
Ganze Zivilisationen erlebten einen Niedergang und verschwanden, weil sie sich nicht an Veränderungen anpassten, ein Schicksal, das uns ebenfalls blühen wird,
wenn wir nicht lernen, die nötigen Veränderungen anzunehmen und uns von der hartnäckigen Sucht nach fossilen Brennstoffen zu befreien, die unseren Planeten ruinieren.
Akzeptanz bedeutet Kapitulation und Trauern
Lasst es uns als Sucht verstehen. Dann ist der erste Schritt: Die Kapitulation: wir geben zu, das wir machtlos sind und unser selbstzerstörerisches Zivilisations-Verhalten nicht mehr im Griff haben und daran verrecken werden.
Wenn wir zerstören, was die Grundlage unseres Lebens ist, bewegen wir uns wirklich in rasantem Tempo auf den Ruin zu. Jede Sucht endet im Tod. So die Weisheit der 12-Schritte-Bewegung. Wer kapituliert, fühlt tiefe Ohnmacht und Trauer über den Verlust scheinbarer Sicherheit und Kontrolle. Schritt 2: wir kommen zum Glauben, dass eine höhere Macht uns Hoffnung gibt, dass noch was geht.
3. Verhandeln: Haben wir noch Zeit, eine Katastrophe zu verhindern? Vielleicht?
Vielleicht reicht sie nicht mehr, aber zumindest können wir die bevorstehenden Auswirkungen abmildern, wenn wir uns vor Augen führen, was genau wir zu erwarten haben und wenn wir kapitulieren; d.h. endlich ehrlich die düstere Wahrheit ansehen, dann können wir uns vielleicht etwas den kommenden raschen Veränderungen anpassen. Der Lehrsatz dazu: Man kann zwar ein Problem beheben, nicht aber eine Veränderung beheben. Veränderungen kann man sich nur anpassen. Und am besten schnell.
Weitere Fälle systemischer Zusammenbrüche lauern wie etwa das Finanz/Geldsystem (Banken) und das Gesundheitssystem (Pandemien), politische Systeme (Regierungen) Sicherheitssysteme (Kriege). Und schließlich der größte mögliche Zusammenbruch in den Grenzen unseres Planeten: das Aussterben der Menschheit.
Wie führen wir mit diesen schechten Aussichten das Gespräch mit der Jugend?
Wir als reife Erwachsene mit gegründeter spiritueller Perspektive können wenigstens diese Ressourcen anbieten:
Du kannst jederzeit kommen, wenn du Hilfe brauchst, ich stehe dir zu Verfügung, helfe dir psychologisch und praktisch diesen Schock zu verarbeiten.
Ja, dein Leben wird nie so werden wie ich in deinem Alter gelebt habe.
Ja, wir sind moralisch absolut mitverantwortlich für deine Situation, und
ja, wir müssen unseren Beitrag geben, um zu retten, was zu retten ist (statt zu resignieren),
Vielleicht können wir uns noch etwas Zeit kaufen, und
DEN SINKFLUG AUSDEHNEN – SOLANGE ES GEHT UM DEN MOTOR WIEDER ZU STARTEN, EINEN LANDEPLATZ ZU FINDEN ODER VIELLEICHT UM „DEN GUTEN ABSCHIED VON SEINEN LIEBEN“ ZU ORGANISIEREN.
Trauern ist eine angemessene und notwendige Reaktion auf jeden Sterbeprozess: dem widerspricht nicht eine unbändige Freude am Leben, das wir jetzt noch haben;
Es ist wie ein Leben im Hospiz, aber mit relativ gesundem Leib, wo Prioritäten neu gesichtet werden.
Diese Trauer sollen und können wir nicht spirituell überspringen oder übertünchen (z.B. „Glaube nur = im Himmel wird es besser werden!“).Ein erwachsenes Angebot an die Jugend
Der Vergleich mit dem Bewusstsein des nahen Todes durch eine unheilbare Krebserkrankung z.B. zeigt mir: unser Abschiedsprozess kann das Gefühl für das Leben, die Liebe und Werte immens steigern. Es steht im Raum: MILLIONEN VON MENSCHEN WERDEN KLIMABEDINGT STERBEN – WAS KÖNNEN WIR TUN?
Es ist nicht absolut klar, aber höchst wahrscheinlich. Darum male ich jetzt lieber schwarz, als dass ich blauäugig beruhige. Und doch können wir den Augenblick ernst nehmen und das Leben lieben, das wir gerade haben.
Suchen wir ein neues Bild Gottes
Und zwar ein Gottesbild mit Erdverbundenheit!
- Römer 8 lehrt uns: Mutter Erde liebt ihre Kinder. So umarmt Gott uns, seine Kinder, Gott ist Sonn und Schild, und unser Leben, das eingehüllt ist in diese Erde, goldgelber Gerstenfelder. Es gibt keine Ersatzerde irgendwo da draußen. Und im Schreien und Stöhnen der Mutter Erde einerseits und dem Geist Gottes in uns/vor Gott andererseits (Römer 8, 26: „Desgleichen hilft auch der Geist unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen.“)— darin leidet Gott mit uns und seinen Geschöpfen auf die Erlösung hin.
- Lerne zu lauschen: LISTEN! Es geht darum, auf Gott, das Stöhnen und die traurigen Schreie seiner Schöpfung zu hören – englisch „Listen“ = lausche, um aufzuwachen und Lösungen zu bekommen. Da alle Systeme versagt haben, auch grüne Parteien, müssen wir ganz neu lauschen, auf Gott und die Schöpfung hören. Ich habe, wir haben keine Lösung gegen das Gericht.
- NEUE Gottesdienste: Wir brauchen dringend neue Zeremonien in der Kirche:wie und wo am besten feiern wir das mitfühlende Lauschen auf das Seufzen der Schöpfung?
Welche Rituale fördern eine Erd-Verbundenheit mit Gott, „Eingehüllt vom Leben der Schöpfung Gottes zu sein“; wie werden wir festverwurzelt ein Teil des vibrierenden Lebens Gottes: “Sein im Leben“ — nicht Herren des Lebens! Das entspricht dem Gedanken des Paulus: Sein im Christus, im Heiligen Geist. Wie feiern wir unser Sein im Geist, damit es Kern unserer Überlebenshoffnung durch das kommende Gericht wird, das wir uns selbst eingebrockt haben, das unausweichlich scheint.
So interpretiere ich also die messianische Hoffnung des Paulus für uns: Göttliches Leben im Gestaltwandel bleibt.Leben bleibt, aber es wird kein Leben wie wir es heute kennen. Eine neue Welt wird das. Nach dem Gericht und Zusammenbruch der alten. Und wer von uns ist dabei? Die Söhne und Töchter Gottes, die rechtschaffen gelebt haben? Die Teil der Lösung waren? Ja. Die werden rückblickend gerechtfertigt. Die Zukunft wird das zeigen.
Punkt. Ende meiner Schwarzmalerei. Jetzt noch ein Fünkchen Zuversicht:
4. Mein Regnoseversuch – statt einer Prognose
Wenn wir unserm/unserer Urenkel Paul oder Käthe im Jahre 2122 (das ist der Zeitabstand von heute zum Anfang unserer modernen Zivilisation = 100 Jahre) lauschen, wenn sie dann davon berichten, dass — wie durch ein Wunder — die Weltgemeinschaft von ihren Götzen des irregeleiteten Mammons, unserem Geldsystem, und der fossilen Verbrennungswirtschaft befreit wurde und ab dem Jahre 2122 eine neue Epoche eines ökologischen Zeitalters politisch möglich gemacht hat.
Vorausgegangen war das Chaos: Die Welt hatte die Ziele für 2050 verfehlt und die Temperaturen sind um 4, 2080 um 6 Grad angestiegen. So schmolzen die Polkappen und die Meere stiegen um 100 Meter. 70% der Weltbevölkerung, die die an den Küsten lebten, ging unter nach Verteilungskämpfen und in Ressourcen-Kriegen. Und die übrigen Menschen auf den wenigen noch bewohnbaren Gebieten rückten zusammen.
Glück im Unglück: Gott hatte im Jahr 2045 eine Milliarde seiner weltweite Kirche zusammen mit den außerkirchlichen Propheten und Aktivisten befreit, dass sie kollektiv als warnende Stimmen zur Verkündigung dieses Gerichts zur Änderung bereit wurde. Sie wurde bereit, als Spinner dieser Schwarzmalerei aufzufallen und als Märtyrer bekämpft und geopfert zu werden.
Denn die Kirche glaubte wieder: Märtyrer sind der „Samen der Kirche“. So bekam das WeltSystem den nötigen Schub, dass der Zusammenbruch der politisch-wirtschaftlichen Ordnung wenigstens mit etwas Anstand und Liebe — der Liebe Gottes zum Schwachen und Armen—, zumindest in Kirchen und alternativen Gemeinschaften flankiert wurde und so vor dem völligen Untergang der Menschheit rettete. Ein solidarischer Rest hatte die Apokalypse überlebt.
Aus dem Tagebuch der Menschheit mit Römer 8 gelesen.