Die Klimakrise ist eh schon kacke, sagt Mai Thi Nguyen-Kim, hinzu kommen mehrere mögliche Kipppunkte, die nicht nur kacke sind, sondern dampfende Ventilatorkacke, … Doch da im Unterschied zu Klimavorhersagen sich Kipppunkte nur sehr schwer vorhersagen lassen, z.B. wie schwer die Auswirkungen und wann genau er eintritt… das lässt sich nur mit großer Unsicherheit abschätzen. So viel, so unsicher.
Die Frage ist: Wie gehen wir mit dieser Unsicherheit klug um?
- Menschen haben ein schräges Verhältnis zu Unsicherheiten
- sollten wir uns auf reale Unsicherheiten nicht (vernünftig) einstellen und vorbereiten?
- Nö: es sollte uns reichen zu wissen, dass es die Wahrscheinlichkeit für Kipppunkte überhaupt gibt
Für unseren Schlachtplan gegen den Klimawandel sind die Unsicherheiten bei der Kipppunktforschung völlig egal, meint Mai noch erstaunlich „schlachtfreudig”, um ihre 1,5 Millionen Abonnent:innen motiviert zu halten (an dieser Stelle merke ich, dass wir unsere Sprachbilder immer genau überdenken sollten... denn im Krieg lässt sich ein Gegner leicht ausmachen, gegen was aber wirst du in der nächsten Wochen genau kämpfen? Und die Appelle ermüden uns, wenn wir schon daran scheitern, was denn zu genau zu tun ist. Weniger Fleisch, Fliegen, bla schon, aber das ändert nichts, solange alle anderen Fleisch und Fliegen cool finden!).
Klar ist für Mai zumindest dieser Feind:
Wir können uns die ewigen Diskussionen (mit wem?) darüber, wie sicher oder unsicher die Forschung an dieser Stelle ist, sparen. Hier der kurze, schnelle Antwort im YouTube-Ausschnitt ab Minute 17 dazu:
Zusammengefasst für Eilige: Kipppunkte sind HIGH-IMPACT-Events (engl.),was einfach übersetzt heißt: Dampfende Kacke-Events. Und die wollen wir nicht. Die sollten wir unbedingt vemeiden... (ja, und wie genau?).
Und, mein Mai, fatalistisch auf die Kippunkte schauen ist auch doof, weil jedes fitzel-kleine Grad macht einen Unterschied für tausende von Menschen. Richtig, richtig. Nur wenn die Mehrheitsgesellschaft keinen Bock hat und die großen Systeme fröhlich weitermachen wie bisher, Wirtschaft, Politik, Autolobby usw.? Mai hofft noch. Auf positive Kipppunkte.
Und es gibt auch positive Kippunkte, nein- doch, ja, ach.
Mai: Auch soziale Kippunkte (positive) sind nicht zu vernachlässigen: Hier der Ausschnittschnipsel dazu: eine schöne Metapher, was möglich wäre... ansteckender Widerstand. Nur wo tanzen sie denn?
„Lasst uns so lange Weitertanzen, bis Klima schützendes Verhalten die neue Norm ist. …” glaubst du noch dran, Mai?
Zum Schluss ist eins sehr klar: Mai ist noch Teil des Teams „ändere noch was, solange es geht”. Was ich gut in ihrer Situation mit ihrer Aufklärungs-Rolle nachvollziehen kann. Zumal nixtun, Fatalismus, eben keine Lösung ist.
Auch nicht für Team Kollaps, zu dem ich mich zähle. Der Unterschied ist der: Wir bei Team Kollaps investieren uns schon mal in die nächste Phase (bounce beyond). Da geht es um so was wie solidarische Führung durch den Kollaps der Moderne oder wie wir uns auf die schlimmsten Kollapse vorbereiten und einüben, uns solidarisch dann durchtragen können... (praktisch mehr hier.). Kirche, das wäre eine feine Aufgabe und deine einzige, die richtig praktisch Sinn macht und du hast hier doch viel Übung in „Sozialarbeit vor Ort”!
Wer Spass hat, hier nun das ganze Video für die mit viel Zeit 🙂
Es ist locker und (ernsthaft!) informativ wie Mai eben so kommuniziert. Ich finde es erfrischend, mit einem Schuss Humor und Selbstironie. Nur schade, dass der Zug der Klimabewegung „wir ändern noch was” abgefahren ist. Nun steht nur noch der Zug Apokalypse now auf den Gleisen.