Ein Forschungsprojekt der Instituts für Meteorologie und Klimatologie // Leibniz Universität Hannover, Samstag, 23. November. Download: www.klima-kollaps-kommunikation.de
Das Symposium wird veranstaltet vom Forschungsprojekt „Das Endspiel in Zukunftsdiskursen“ des Instituts für Meteorologie und Klimatologie der Leibniz Universität Hannover und der Abteilung Soziale Arbeit der Hochschule Hannover in Kooperation mit der VolkswagenStiftung.
JENSEITS VON 1,5 GRAD: Symposium zu schonungsloser Klimakommunikation
Welche Chancen bietet eine schonungslose Klimakommunikation? Diskutieren Sie mit Expertinnen aus Wissenschaft, Politik und Aktivismus!
Workshops 14.15-15.45 in Auswahl
Hope dies – Action begins. Das Endgame aktivierend kommunizieren
Jürgen Manemann
Angesichts der ökologischen und klimatischen Katastrophe breitet sich eine dreifache Angst vor der Zukunft aus: • die Angst davor, dass die Gegenwart aufgelöst wird. • die Angst davor, dass die Gegenwart durch eine schlechtere Zukunft abgelöst wird. • die Angst vor der Angst. Wir sprechen nicht über unsere Ängste. Dabei wissen wir alle, dass es so nicht länger weiter gehen kann, weil es so nicht mehr lange weitergehen wird. Um angesichts der Angst gegen die Hoffnungslosigkeit anzukämpfen, ohne die Katastrophen zu verdrängen, benötigen wir bestimmte Fähigkeiten. Ein Input führt in die Situation ein und weist auf Fähigkeiten hin, die wir benötigen, um der Angst standzuhalten. Kleine philosophische Übungen sollen helfen, solche Fähigkeiten zu erlernen. Jürgen Manemann ist Direktor des Forschungsinstituts für Philosophie Hannover. Seine Forschungsschwerpunkte sind: neue Demokratietheorien, Umweltphilosophie und die Verhältnisbestimmung von Religion und Politik.
Klima, Krisen, Katastrophen: Spekulative Zukünfte spielerisch erkunden
Jörg Jelden, Valentin Heyde
Klima-, Energie-, Friedens- und die Demokratiekrise beeinflussen sich gegenseitig (Polykrise). Sie bringen mehr, neue und multiple Katastrophen wie Extremwetterereignisse, Gewalteskalationen oder Großunfälle hervor. Die Bewältigung dieser Katastrophen findet unter den neuen Krisenbedingungen statt. Angesichts dieser Eskalationen droht der Zusammenbruch von Teilsystemen (Kollaps). In dieser Session werden wir das Wechselspiel aus Krisen, Katastrophen und Kollaps auf spielerische Art erkunden und anschließend Ressourcen und Handlungsstrategien entwickeln. Der Workshop richtet sich vor allem an Menschen, die sich professionell oder im Privaten mit Krisen, Katastrophen und Kollaps auseinandersetzen. Jörg Jelden und Valentin Heyde begleiten Organisationen und Führungsteams bei partizipativen Transformationsvorhaben. In ihren Workshops setzen sie häufig auf szenisch-spielerische und erlebnisbasierte Ansätze, um ein Momentum für neues Denken und Handeln zu entwickeln.
Workshops 17:00 – 18:00 in Auswahl
Flowchart: I Want A Better Catastrophe!
Lu Yen Rohloff Jacques Chlopczyk
Soll ich sagen, wie schlimm das Klimachaos ist? Gibt es noch Hoffnung? Wie viel Zeit bleibt uns noch? Autor und Aktivist Andrew Boyd hat die drängendsten Fragen unserer Zeit in einer Flowchart zusammengefasst, die hilft, Orientierung zu finden, Positionen zu klären und eigene Wege im Umgang mit der Klimakrise zu finden. Im Workshop werden wir in kleinen Gruppen verschiedene Pfade erkunden – in entspannter Atmosphäre mit Getränken und Neugier. Lu Yen Roloff engagiert sich seit 10 Jahren für Klima und Nachhaltigkeit, u.a. als Campaignerin für Greenpeace , Extinction-Rebellion-Aktivistin und Bundestagskandidatin. 2022 gründete sie PLAN B 2030, ein Netzwerk, das Berlin klimaneutral machen will. Seit 2023 leitet sie den Verein. Jacques Chlopczyk ist Sozialpsychologe und Berater für partizipative Transformationsprozesse. Er ist Mitgründer von Klima-Dialoge.org, Zeichenwende.org und “Beyond Storytelling”, sowie Vorstand von PLAN B 2030 e.V.
Kipppunkte im Klimasystem: Unsicherheiten verstehen und kommunizieren
Prof. Dr. Gunther Seckmeyer
Nach einer kurzen Einführung in das Thema Kipppunkte im Klimasystem wird erläutert, dass im Gegensatz zur Wahrnehmung in der Öffentlichkeit, in der Wissenschaft noch keine Einigkeit darüber besteht, wie nah das Klimasystem am Überschreiten der Kipppunkte tatsächlich ist. Im Grunde gibt es immer nur Wahrscheinlichkeiten für das Überschreiten, die aber nicht genau bekannt sind. In der Wissenschaft ist der Umgang mit Wahrscheinlichkeiten und Unsicherheiten normal, in der Öffentlichkeit ist dies aber eine sehr schwer zu vermittelnde Tatsache. Thema des Austausches soll es sein, welche Strategien der Vermittlung erfolgreich sein könnten. Prof. Dr. Gunther Seckmeyer ist Leiter des Institutes für Meteorologie und Klimatologie in Hannover. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Wirkung der Solarstrahlung, der Einsatz regenerativer Energien als Beitrag zur Lösung der Klimakrise, die Rolle der Wolken im Klimawandel, sowie die Wissenschaftskommunikation für Bürgerinnen.
Klimakastrophe – Unbewohnbarkeit – Fossilfaschismus
Dr. Astrid Werkmeister, Dr. Thomas Köhler
Wie viele Menschen sind durch das Unbewohnbar werden ihrer Heimat schon von der Klimakatastrophe betroffen? Wie sehen die Szenarien und Trends dazu aus? Wer kann fliehen, wer erleidet die Katastrophe vor Ort, weil es keine Ressourcen für Migration gibt? Und wie reagieren ‚wir‘, diejenigen also, die das eigentlich nicht mehr akzeptable Privileg einer imperialen Lebensweise genießen, auf diese Entwicklung? Treiben die sich verschärfenden Krisenphänomene immer häufiger „fossilen Faschismus“ hervor ? Wir freuen uns, die Europaabgeordnete Jutta Paulus im Workshop mit dabei zu haben! Dr. Astrid Werkmeister studierte Atmosphärenwissenschaften an der Leibniz Universität Hannover, promovierte in Meeresphysiker, erforscht derzeit an der University of Strathclyde Glasgow, wie Satellitendaten uns über Klimawandel und Migration informieren können. Dr. Thomas Köhler, Sozial- und Transformationswissenschaftler, vertritt seit Herbst 2023 die Professur Sozialökologische Transformation an der Hochschule.
Abendprogramm in Auswahl
19:20 – 19:40
Klimawissenschaftliche Keynote
Prof. Dr. Mojib Latif
Können wir den Klimawandel noch beherrschen? Der Klimawandel bestimmt schon jetzt massiv unseren Alltag, doch der Countdown läuft: Vielleicht sind einige der Kipppunkte bei der heutigen globalen Erwärmung schon überschritten und eine weitreichende Veränderung der Weltordnung und Weltwirtschaft ist nicht mehr auszuschließen.
Der Diskurs über Nachhaltigkeit trägt derzeit zur Bildung eines Gegenpols bei, der die Spaltung der Gesellschaft befördert und populistische Kräfte stärkt. Unsere Zeit läuft ab.
Prof. Dr. Mojib Latif ist Professor für Meteorologie und Klimaforschung am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. Er hat über 120 wissenschaftliche Publikationen verfasst und mehrere populärwissenschaftliche Bücher veröffentlicht, zuletzt am 16.5. 2022 den Spiegel Bestseller Countdown: Unsere Zeit läuft ab – was wir der Klimakatastrophe noch entgegensetzen können. Außerdem ist Latif Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und war von 2017 bis 2021 Präsident des Club of Rome
19:40 – 20:00
Musikalischer Impuls: Musikerinnen des Stegreif
Ensemble des Stegreif-Orchesters
Stegreif – The Improvising Symphony Orchestra ist ein Kollektiv aus 30 internationalen, genreübergreifenden Musikerinnen, welches das Erbe klassischer Kompositionen mit Improvisation verbindet – ohne Noten – ohne Dirigentin – ohne Stühle. Heute Abend improvisieren drei Musikerinnen aus dem Stegreif auf die klimawissenschaftliche Keynote. Dabei stellen sie das Spannungsfeld zwischen Musik und Nachhaltigkeit in den Fokus und entwickeln eine musikalische Aufforderung, sich einzubringen und den Wandel anzustoßen, der für die großen Fragen unserer Zeit notwendig ist. Stegreif hat sich im Rahmen von #bechange fast zwei Jahre mit gesellschaftlicher Verantwortung und individueller Hoffnung beschäftigt. Das Orchester spielt auf renommierten Bühnen wie der Berliner Philharmonie, dem Konzerthaus Berlin, der Elbphilharmonie Hamburg sowie bei Festivals wie z. B. der FUSION.
21:00 – 21:15
Launch Publikation: Klima, Kollaps, Kommunikation
Zum Abschluss des Abends veröffentlichen wir die Publikation „Klima, Kollaps, Kommunikation“. Diese Sammlung aus Essays, wissenschaftlichen Artikeln und Interviews bietet vielfältige Perspektiven zur Welt jenseits von 1,5 Grad. Ziel ist es, den deutschsprachigen Diskurs über schockierende Szenarien in der Klimakommunikation anzuregen. Die Publikation wird ab dem 23.11. online unter www.klima-kollaps-kommunikation.de frei zugänglich sein, das Buch kann vor Ort erworben werden.
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