Metamoderne-Salon® — das neue Format von nuPerspective

Wir haben im August getagt und unseren bisherigen Weg kritisch reflektiert. Selbstkritik ist eine wesentliche Übung, um voranzukommen. Das Ergebnis in Kürze: Den Omegakurs gibt es nicht mehr. Das Format war einfach immer im Planungsstatus geblieben. Wir haben uns neu gesellschaftskulturell positioniert, nehmen unsere Identität mit und verstehen sie nun besser mit dem Stichwort Metamoderne. So ist die Webseite umgebaut (unbedingt hineinlesen) und das erste Buch mit diesem Begriff veröffentlicht: Der metamoderne Gemeindekompass (am 22.9. 24 erblickt er das Licht der Pauli-Welt), vorbestellen lässt es sich hier.

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1. Der Omegakurs ist gestorben

Es war für uns eine notwendige Übergangs-Phase. Das Symbol Omega steht ja für ein „Ende“ (wie Alpha für den Anfang steht). Nach jetzt 4 Jahren intensiven Austausch im nuPerspective Team haben wir uns auf das für uns realisierbare Maß zurecht gestutzt.

Wir wissen inzwischen klarer, was unsere Herzen suchen und in der Reaktion unserer Umwelt auf unsere spitzen Thesen erkennen wir auch, wie wir nicht verstanden werden wollen.

1.1 Unser Denk-Rahmen

  • Die Multikrisen unserer Zeit oder auch Stapelkrisen führen zu einem erhöhten existenziellen Klärungsbedarf: Wie leben wir in angespannten Zeiten mit apokalyptischen Aussichten und politischen Transformationen? Wir nutzen als bisher bestes Denkkonzept die Hypothese der Metakrise. „Die Metakrise ist die Krise innerhalb und zwischen allen großen Krisen der Welt, eine Ursache, die zugleich singulär und plural ist, eine facettenreiche Täuschung, die aus der geistigen und materiellen Erschöpfung der Moderne entsteht, die die miteinander verbundenen Herausforderungen der Welt durchdringt und sich institutionell und kulturell zum Schaden des Lebens auf der Erde manifestiert.“ Rowson 2024
  • Vernetzung von Wissen und Menschen verdichtet sich: Jede Person hat ihre Bibliothek, in der sie sich auskennt und mit mehr oder weniger Kraft auch noch Zeit für einen Seitenblick auf die Nachbarbibliotheken. Wenn es gut läuft, gibt es Dialogräume, um sich auszutauschen.
  • Paradigmenwechsel: Die Antwort auf die gesellschaftlichen Herausforderungen ist nicht „weiter so, nur mit mehr Anstrengung“, sondern das Bewusstsein schärfen für den laufenden Paradigmenwechsel, den wir mit dem Stichwort Anthroprozän, neue Geschichte der Menschheit, Post-Aufklärung oder vielleicht auch „Metamoderne“ beschreiben.
  • Integral wird metamodern: Die Kunst, Vielfalt zusammenzuhalten, ist jetzt zwingend zu erlernen. Immer mehr Menschen finden hier ihren Weg und ein Muster zeigt sich: „metamodernes Springen“ ist angesagt.
  • Theologisch bleibt die historisch-narrative Lesart der Bibel tragend: Jesus kommt wohl eher nicht wieder, um uns aus diesem Dilemma herauszuholen. Oder: Wir benötigen eine bessere, eschatologische Theologie als das eskapistische Verständnis, dass Gott am Ende alles mehr oder weniger mit Zauberhand wiedergutmachen wird, was wir „uns eingebrockt“ haben.

1.2 Die Säulen mit ihren Resonanzräumen

  • nuPerspective Institut (=Helge):

    In 4 Jahren ist die Rollenaufteilung und Energie klarer geworden und was realistisch möglich ist. Klar ist, dass Helge seit September 2023 wöchentlich im Newsletterformat „Das jüngste Gericht“ (und technisch im Blog der Webseite) seine Lesefrüchte und interne Klärungen aus dem Labor-Dialog auftischt. Klar ist auch, dass alle anderen in ihrer beruflichen Sphäre die Themen und Denkbewegungen in ihren natürlichen Resonanzräumen zur Geltung bringen.

    nuPerspective Netz (=das Team als Denk-/Forschungslabor):

    Wir nennen unser Team auch theologischen Arbeitskreis, aber eben mehr, wie hier nachzulesen ist. Die Dynamik der Perspektivvielfalt macht schon in unserem kleinen Kreis viel Wind. Wir setzen in verschiedenen kleinen Booten unsere Segel und schauen, wohin der Wind uns trägt.

1.3 Die bleibenden Werte

  • Das Und-Prinzip / die Kompass-Logik
  • Die Multiperspektivität und Pluralität, aber immer mit Einordnung und Bewertung
  • Die Suche: Was kommt nach der konstantinischen Epoche des Christentums?
  • Tiefen-Anpassung mitten im Kollaps der Metakrise® mit Bendell: Wir entzaubern die übliche Endzeit-Apokalyptik. Kein Weltende! Keine Jenseitsflucht! Es geht laut Jem Bendell und der Tiefenökologie seit Arne Næss um eine radikale Anpassung inmitten einer radikalen Epochenwende. Ja, gewiss auch mit der Gefahr des Aussterbens der Menschheit.
  • Integrales: Wir verstehen die Evolution der Menschheit im Blick auf unterschiedliche kulturelle Lern-Phasen der Menschheit anders als das Spiral Dynamics-Modell von Don Beck & der integralen Theorie von Ken Wilber. Es existiert eben in der Menschheitsgeschichte keine einheitliche Entwicklungslogik. Die Sozial-Geschichte ist also ohne Fortschrittslogik zu denken! Auch wenn Entwicklungslogiken, die Wilber gebündelt hat, zur Systematisierung helfen, dürfen sie nicht als kulturelle Fortschrittslogiken erzählt werden. Die Metamoderne plädiert für eine Gleichzeitigkeit und Gleichrangigkeit der Muster.
  • Eine revolutionäre Lesart der Bibel: Wir erforschen die Bibel in postkolonialer und postimperialer Perspektive. Dabei hilft eine historisch-narrative Lesart. Inspiriert durch Andrew Perriman, einem emergenten „new perspective on Paul“-Vordenker, lesen wir die Narrative der Bibel apokalyptisch-politisch.

2. Omegakurs-Auferstehung: Der Metamoderne-Salon

der Metamoderne-Salon (ersetzt den Omegakurs)

Mit diesem Format (1,5-2 Std. Videokonferenz mit Gästen) schaffen wir einen möglichst offenen Rahmen für die Entdeckung dessen, was „metamodern“ uns umgibt. Wir starten mal mit allen Interessierten, die uns lauschen wollen am Do., dem 28.11.24 und führen ausführlicher ein in das, was ihr heute hier angedeutet bekommt. Bitte anmelden!

Omegakurs war und ist sehr bissig. Vom Biss wollen wir nicht lassen, aber metamodern die Bissigkeit etwas rausnehmen und mit spielerischer Ironie und spannungsvoller Dialektik integraler an die Klärungen ran gehen. Vielleicht war Omegakurs noch zu sehr in der Dekonstruktions-Phase verhaftet, jetzt etablieren sich in der Konstruktions-Phase mehr Lösungen als Fragen. Aber diese Lösungen werden nur denen munden, die vorher Hunger auf Fragen hatten 🙂

3. Mit dem Ruhestand hat Helge Zeit für: nuPerspective Institut®

Am 22.9.2024 werde ich als Pfarrer der ev.-ref. Kirchengemeinde St. Pauli verabschiedet. Ich freute mich sehr auf dieses Fest, zumal ich ja nicht gehe, sondern in der Gemeinde bleibe. Aber meine Rolle wird sich ändern. Und ich habe mehr Freiheit, meinen Weg zu suchen und zu finden, mir selbst und meinen Anliegen mehr Zeit zu widmen.

Wenn ihr diese Nachricht lest, liegt das Ereignis schon hinter mir und ich starte durch in eine neue Lebensphase.

Klarer und eindeutiger ist die neue Webseite und der Shop meiner Bücher nun, insofern dass ich als Person mit meiner Forschungsleidenschaft einen Ort oder symbolischen Namen (nuPerspective Institut) bekommen habe. Vor 4 Jahren war alles noch Sehnsucht und Hoffnung, dass da etwas werden würde. Jetzt ist es gesetzt und mir durch die Resonanz der anderen im Team geschenkt worden.

nuPerspective ist Name und Programm:

  • Angelehnt an die englischsprachige exegetische Bewegung „new Perspektive on Paul“, die in Deutschland durch N. T. Wrights Bücher bekannt wurde, habe ich einen neue Zugang zu den Heiligen Schriften der Juden und Christen bekommen.
  • neue Perspektive (nu: Perspektive) ist die Folge meiner Begegnung mit Andrew Perriman und dessen historisch-narrativer Auslegung der Schriften. Er ist ein akribischer Forscher, der ohne Vorurteile die Perspektive des jüdischen 1. Jahrhunderts zur Geltung bringt, wenn er die alten Texte auslegt. Ich habe mal seine wichtigsten Texte übersetzt und in ein Buch gepackt (hier bestellen!) oder als iKurs hier den Römerbrief (hier buchen) gelagert.
  • Wichtig ist: Ich verstehe mich als Theologe und Wissenschaftler. Erst im zweiten Schritt geht es um die spirituelle Praxis und Anwendung. Wer das nicht trennen kann, wird manchmal überfordert oder geistlich verwirrt, weil die (möglichen, impliziten) Schlussfolgerungen für die Praxis ohne ausführliche und vorsichtige Einordnung zu steil daher kommen. Lasst mich mal in Ruhe forschen und dann in Ruhe sehen, was dann dabei rauskommt.
  • Mein Forschungsanliegen ist von einer Leidenschaft für eine „realistische Theologie“ (wie Michael Welker sie nennen würde) angetrieben. Weniger Spekulation, mehr Empirie und Diesseitigkeit. Eine ähnliche Suchbewegung, wie sie auch schon Bonhoeffer in seinen Umbruchzeiten der 1930er Jahre geahnt hat. Nun 100 Jahre später ist die Zeit spätestens reif für eine Transformation des Christentums. Das spüren viele, viele haben auch dazu geforscht und Vorschläge gemacht. Ich möchte das ganze Bild allgemein verständlich sortieren und aktivistisch einen Fokus bringen, der eine Lösung in der Multikrisenzeit bedeutet.

4. Die Learnings aus der St. Pauli Gemeinde: Der metamoderne Gemeindekompass

Ich bin stolz und dankbar, dass wir in St. Pauli in Lemgo viele Jahre schon gerungen haben, um eine pluralitätsfähige Gemeinde. Das Anliegen und der Weg und die Lösung ist soeben als Buch erschienen, das sicherlich auch als Anregung für andere Gemeinden dienen kann. Sagt es weiter, empfehlt es und bestellt es hier, wenn ihr einen passenden Kontext für dieses Buch seht: Der metamoderne Gemeindekompass. Neue Wege zur Balance bei Werte-Konflikten.

Der Preis von 9, 99€ ist fast geschenkt für die 184 Seiten an dichter, praktischer, allgemein verständlicher Anregung – zum Selbst-weiter-denken und Übersetzen in den eigenen Gemeinde-/Arbeitskontext.

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